Family Business Coaching: Welche Skills können Chefs von ihren Frauen lernen?

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Ein Beitrag von Dr. Stephanie Robben-Beyer

Sie sind aufgabenorientiert, betriebs-, und volkswirtschaftlich fundiert ausgebildet und natürlich technisch höchst versiert. Manchmal fehlt Ihnen jedoch im Unternehmens-Alltag und speziell in der Führung Ihrer Mitarbeiter ein entscheidender Hebel, um neben dem Umsetzen Ihres eigenen Wissens und Ihrer Begabungen auch Ihre Mitarbeiter zu sehr guten Arbeitsergebnissen zu motivieren und generell eine konstruktive Arbeits-Atmosphäre zu schaffen. Sie wissen, dass der mangelnde Einsatz von emotionaler und sozialer Kompetenz Defizite in der Mitarbeiter-Führung zur Folge hat.

Die weitere Konsequenz daraus: die leistungsfördernde Inspiration und Motivation Ihrer Mitarbeiter wird gehemmt. Literatur zum Thema „Führung“ hat Sie dahingehend jedoch nicht wirklich weitergebracht. Das darin abstrakt dargebotene Wissen konnten Sie nicht individuell auf sich und Ihre Situation im Unternehmen übertragen. Schauen Sie darum einmal konkret zu, wie Ihre Frau zu Hause kommuniziert. Reflektieren Sie deren Verhalten und die Konsequenzen daraus. Überlegen Sie, was Sie persönlich davon für Ihr Denken, Fühlen, Reden und Handeln übernehmen können und wollen. „Best practise“ aus Ihrem Familien-Alltag für Ihren Unternehmens-Alltag.

Zwei Beispiele:

  1. „Unangenehme Gespräche“

Am Freitagnachmittag sitzen Sie mit Ihrer Familie zusammen, um über das bevorstehende Wochenende zu sprechen. Ihr pubertierender Sohn sitzt neben Ihnen. Während des Gesprächs fällt Ihnen auf, dass er unangenehm nach Schweiß riecht. Er hat wohl nach dem Sport-Training nicht geduscht und sich so zu Ihnen gesetzt. Sie und Ihre Frau schauen sich an. Sie denken wohl das Gleiche. Sie zucken mit den Schultern. Ihre Frau zögert einen Augenblick und spricht Ihren Sohn dann an. „Philipp, lass uns bitte mal kurz in die Küche gehen.“ Philipp schaut erstaunt, geht jedoch mit seiner Mutter in die Küche.

Dort spricht Ihre Frau Philipp an: „Mein Großer, ich möchte dir sagen, dass mir etwas an dir aufgefallen ist.“ Sie sucht den Blickkontakt zu Philipp, um zu deuten, ob er einverstanden ist. „In den letzten Wochen riechst du häufig nach Schweiß. Ich vermute, dass dir das selbst nicht auffällt. Ich glaube, dass das auch deinen Freunden, Lehrern, den Mädchen in der Schule oder anderen unangenehm auffällt. Da ich denke, dass du das nicht möchtest, mache ich dich darauf aufmerksam.“ Philipp schaut erschrocken, hebt sofort seine Arme und prüft, ob seine Mutter Recht hat. „Igitt. Mensch, Mama. Danke! Menno, dass ich das nicht selber rieche, wie doof ist das denn? Gecheckt. Ich dusch jetzt mal.“ Ihre Frau kommt zurück an den Tisch, Ihr Sohn geht ins Bad.

Erkenntnis:

Ihre Frau hat gerade weil es sich um ein unangenehmes Thema handelt, Philipp behutsam zur Seite genommen. Im Zweiergespräch hat sie der Thematik die Brisanz genommen und Philipp konnte sein Gesicht waren. Philipp kann in Zukunft entspannt seinen Freunden / anderen Menschen begegnen. Er duscht nun bewusst regelmäßig und gibt somit anderen Menschen in dieser Hinsicht keinen Grund „hinter seinem Rücken“ zu reden. Er fühlt sich sicher und tritt selbstbewusst auf. Sie reflektieren, dass Sie schon länger darüber nachdenken, einen Ihrer Mitarbeiter anzusprechen. Sie glauben, in seiner Nähe regelmäßig einen Alkoholgeruch wahrzunehmen. Auch ist Ihnen zu Ohren gekommen, dass einige Mitarbeiter in der Kaffeeküche darüber gesprochen haben. Sie erkennen, wie behutsam und damit erfolgreich Ihre Frau mit Ihrem Sohn ein „unangenehmes Gespräch“ geführt hat.

An ihrer Vorgangsweise wollen Sie sich orientieren und bei nächster Gelegenheit mit dem betreffenden Mitarbeiter sprechen. Sie hoffen, damit auch Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse als Vorgesetzter an Ihren Mitarbeitern zeigen zu können und dem Mitarbeiter damit Unterstützung zu signalisieren. Nimmt dieser Ihre Hilfe an, haben Sie damit voraussichtlich auch ein Stück zum Erhalt seiner Leistungsbereitschaft und –kraft beigetragen. Ein somit zielführendes „unangenehmes Gespräch“ auch im Hinblick auf den Erfolg Ihres Unternehmens.

  1. Fürsorge-Pflicht

Samstagmorgen sitzen Sie alle gemeinsam am Frühstückstisch. Sie und Ihre Frau lesen die Zeitung. Ihre Tochter, 15 Jahre alt, rührt in ihrem Müsli. Sie beobachten, wie Ihre Frau die Zeitung weglegt und sich Ihrer Tochter zuwendet. Sie beobachtet sie eine Weile ohne Kommentar. Dann spricht sie leise: „Paula, darf ich dich etwas fragen?“ Paula nickt mit vollem Mund. „Mir fällt auf, dass du in letzter Zeit sehr oft in dich gekehrt, still und auch traurig wirkst. Magst du mir / uns erzählen, ob es einen Grund dazu gibt?“ Paula schaut vor sich und wirkt sehr ernst – zu ernst für ein 15-jähriges Mädchen. Dann seufzt sie leise: „Ach, Mama. Ich bin so traurig. Die Mama von Isa ist so krank. Isa ist total fertig. Sie hat echte Schwierigkeiten in der Schule und noch nicht einmal Lust und ich glaub auch keine Kraft für s Schwimmen. Dabei stehen wir doch kurz vor den Landes-Meisterschaften. Ich weiß nicht, ob Frau M. wieder gesund wird. Das macht mich total fertig. Ich würd so gern helfen. Doch ich fühl mich echt hilflos.“ Ihre Frau steht auf und nimmt Paula in den Arm. Behutsam sprechen Sie alle über dieses traurige Thema. Sie finden keine wirkliche „Lösung“ damit umzugehen, spüren jedoch, dass es erleichternd ist und Kraft gibt, den Schmerz zu teilen. Ihr Zusammengehörigkeitsgefühl ebnet Paula den Weg, ihre Freundin Isa unterstützend zu begleiten.

Erkenntnis:

Sie erkennen wieder einmal, dass das Leben sich nicht berechnen lässt. Und Sie werden sich bewusst, dass Ihre Mitarbeiter eventuell auch das ein oder andere „Päckchen zu tragen“ haben. Sie erinnern sich, dass Ihre Mitarbeiterin Frau K., einmal erwähnte, dass sie Ihren Vater zu Hause pflege. Dem haben Sie damals keine weitere Bedeutung beigemessen. Nun reflektieren Sie, dass Sie Frau K. nie nach ihrem Vater und auch ihrem Befinden gefragt haben. Sie denken nun darüber nach, dass Frau K. immer sehr pflichtbewusst und zuverlässig ihrer Arbeit nachgeht. Sie nehmen sich vor, das Gespräch mit ihr zu suchen. Darin wollen Sie Ihre Unterstützung – zum Beispiel in dem Angebot von flexibleren Arbeitszeiten oder ähnlichem – anbieten. Sie spüren, dass Sie ein gutes Gefühl dabei haben, sich als Vorgesetzter auch Ihrer Fürsorgepflicht bewusst zu sein und ihr nachzukommen. Sie erahnen, dass das auch von Ihrem Team bewusst zur Kenntnis genommen werden wird und zur Loyalität und Motivation beitragen wird.

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